Gizmo - Auch Drachen brauchen Freunde

von Markus Grolik, Philipp Schepmann (Sprecher*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 16. März 2021

Gizmo - Auch Drachen brauchen Freunde

Drachen entführen Prinzessinnen, kämpfen gegen Ritter, die sie dann verspeisen. Manche Ritter besiegen die Drachen und stellen deren Schädel als Trophäen auf. Das ist gemeinhin bekannt, das war immer schon so. Doch was, wenn es einmal nicht so ist? Wenn ein kleiner Drache keine Lust darauf hat, einen Ritter zu verspeisen. Und der Ritter sich lieber der Kunst hingibt, anstatt zu kämpfen? Dann hält man Markus Groliks lustiges Kinderbuch „Gizmo - Auch Drachen brauchen Freunde“ in den Händen.

Ein Drache, der es lieber gemütlich angeht

Im tiefsten Dunkelwald lebt Gizmo mit seiner Familie. Gizmo liebt es, mit einem lauten Platscher in Moorpfützen zu springen und kennt die besten Plätze, wo die leckeren Moosbeeren wachsen. Was Gizmo jedoch gar nicht mag, ist gegen Ritter zu kämpfen. Doch genau das verlangen seine Eltern von ihm, andernfalls wollen sie Gizmo ins Dracheninternat schicken. Dort will der kleine Drache auf keinen Fall hin!
Ziemlich zeitgleich geht es Ritter Adrian ähnlich. Sein Vater verlangt von ihm, dass er endlich Drachen tötet, doch Adrian schreibt lieber Gedichte und singt Minnelieder. Davon will sein Vater nichts hören, sondern erwartet, dass sein Sohn beim nächsten Turnier erfolgreich gegen die anderen Ritter antritt.
Und dann haben wir da noch Prinzessin Priscilla, die Kung Fu liebt und Glitzerröcke doof findet.
Alle drei beschließen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Unbemerkt schleichen sie sich von Zuhause weg und lernen sich zufällig im Dunkelwald kennen. Dumm nur, dass Priscillas Vater glaubt, die Prinzessin sei von einem Drachen entführt worden und daher Gizmos Eltern einfängt. Die drei ungewöhnlichen Freunde müssen sich etwas einfallen lassen, wie sie einerseits Gizmos Eltern retten und andererseits zeigen können, was in ihnen steckt.

Gizmo - Auch Drachen brauchen Freunde

Modernes Märchen abseits der Rollenklischees

Warum muss der Drache immer böse sein, der Ritter tapfer und die Prinzessin liebreizend? Die Zeit ist längst überreif, mit diesen Klischees aufzuräumen, aber dennoch ein märchenhaftes Abenteuer zu schreiben - inklusive aller Fabelgestalten. Markus Grolik hat sich dessen angenommen und „Gizmo - Auch Drachen brauchen Freunde“ herausgebracht. Dieses Abenteuer beinhaltet all das, was man sich von einem echten Drachenabenteuer erwartet: Drachen, Einhörner, Prinzessinnen, Ritter und Turniere. Was ihm dagegen fehlt, sind längst überholte Klischees und veraltete Rollenbilder. Der Autor stellt sie in der Geschichte alle in Frage. Warum muss alles so sein, wie bisher? Warum darf man nicht aus seiner vorgegebenen Rolle ausbrechen und so sein, wie man möchte? Man darf es und das wird hier auf sehr unterhaltsame und witzige Weise gezeigt. Die Geschichte ist spannend und mitreißend geschrieben. Gleichzeitig gibt es viele witzige Stellen, die Kinder zum Lachen und Eltern zum Schmunzeln bringen. Ja, der Autor spielt mit den Klischees, überzeichnet sie ganz bewusst und fährt sie damit so richtig gegen die Wand. Diese Geschichte zeigt, dass man so sein darf, wie man möchte. Dass man den Dingen, den Hobbys nachgehen soll, die einem Spaß machen. Nicht jenen, die man der Tradition wegen tun sollte.
Gelesen wird die abenteuerliche Freundschaftsgeschichte von Philipp Schepmann. Ihm gelingt es wunderbar, das Abenteuer zum Leben zu erwecken. Er verleiht den Figuren eine eigene Stimme, lässt bestimmte Situationen bedrohlich und gefährlich, andere wieder lustig und leicht erklingen. Man hält sich die Ohren zu, wenn Ritter Adrian zu singen beginnt und lacht, wenn sich die Freunde für den Geburtstag der Prinzessin total schräg verkleiden. Abgerundet durch passende Hintergrundmusik kann man hier ein drachenstarkes und erfrischend anderes Abenteuer erleben.

„Gizmo - Auch Drachen brauchen Freunde“ erzählt nicht nur eine abenteuerliche Geschichte von Rittern, Prinzessinnen und Drachen, sondern eine Geschichte, die ganz anders ist. Der Autor wirft die klassischen Rollenbilder über Bord und erzählt ein Abenteuer, in dem jeder so sein kann wie er oder sie will und seine oder ihre Talente dabei voll ausnutzen kann. Eben genauso, wie es sein soll.

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Bewertung

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