Sicherheit.
Nüchtern betrachtet ist das die Abwesenheit einer existenziellen Bedrohung für jemanden. Doch Sicherheit ist viel mehr. Sicherheit sind die vertrauten Abläufe, denen Kinder täglich begegnen. Sicherheit ist das Wissen, dass die Familie immer für einen da ist, einen immer Unterstützt. Sicherheit schließt jeden Bereich ein, im Kleinen wie im Großen. Sie ist ein Grundbedürfnis eines jeden von uns. Doch was, wenn eben dieses sichere Gefühl nur ein trügerischer Schein ist? Wenn das Leben gezeigt hat, wie schnell einem etwas Grundlegendes genommen werden und unser Leben zerstört werden kann? „Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion“ heißt es bei Kyra Groß und bei den Jugendlichen, von denen sie in ihrem Roman erzählt.
Schmerzen, Gefühle, Verlust, Liebe
Ein Leben ohne Schmerzen ist für manche ein Traum, für die 17-jährige Mia jedoch ein Alptraum. Aufgrund einer Nervenkrankheit empfindet das Mädchen keine Schmerzen. Darum kann jede Verletzung für sie zu einer gefährlichen Angelegenheit werden. Das weiß Mia seit Kindertagen, als sie ihre Mutter bei einem Autounfall verloren hat. Die Erinnerung daran quält sie und lässt sie nicht los. Gleichzeitig birgt sie ein Geheimnis, dass Mia für sich behält. Bis sie Jake kennenlernt. Der 18-jährige Schüler ist schon seit längerem Mitglied in dem Fitnessstudio ihres Vaters. Er ist ein sehr ehrgeiziger Sportler. Doch auch er trägt eine schwere Last mit sich rum, der er durch den Kraftsport zu entfliehen erhofft. Die Wege beider Teenager kreuzen sich und durch ihren Kummer, durch ihren Schmerz finden sie zueinander.
Nah Lebenswelt der Jugendlichen
Kyra Groh erzählt mit ihrem Jugendbuch eine authentische Geschichte zweier Jugendlicher, die aus ganz gegensätzlichen Welten kommen. Die eine ist Tochter eines Bodybuilders mit Fitnessstudio, die ihre Mutter sehr früh durch einen tragischen Unfall verloren hat. Der andere ist Sohn reicher Eltern und besucht eine Eliteschule. Es sind genau diese Gegensätze, die sich anziehen, die zueinanderpassen und sich ergänzen. Hinzu kommt, dass beide kein leichtes Leben haben. Die eine durch ihre Nervenkrankheit, der andere durch seinen alkoholkranken Vater.
Großartig gelingt es der Autorin, diese beiden Problemthemen in dem Roman umzusetzen. Die Geschichte ist keineswegs reißerisch geschrieben. Sie überdramatisiert nicht, aber sie spielt die Probleme auch nicht herunter. Kyra Groh findet hier genau das richtige Maß, damit die Leserschaft sich in die Jugendlichen hineinversetzen, sie verstehen und mit ihnen mitfühlen kann, ohne ein beklemmendes und erdrückendes Gefühl zu wecken. Die Handlung ist fesselnd, aber nicht reißerisch.
Erzählerisch kommen beide Jugendliche zu Wort. Die Autorin wechselt immer wieder die Perspektive, lässt einmal Mia berichten, dann wieder Jake. So setzten sich nach und nach die Bilder zweier Jugendlicher zusammen, wie sie leben, wie sie aufgewachsen sind, wie sie fühlen. Beide leiden sehr unter den Schicksalsschlägen in ihren Familien, doch jeder von ihnen geht auf eine andere Art damit um. Sie provozieren bewusst, übertreiben auch mal, testen hier und da wie weit sie gehen dürfen. Aber sie überschreiten diese Grenzen nicht. Das macht die zwei unglaublich sympathisch. Protest ja, aber nicht um jeden Preis. Es ist das, was die Leserschaft fesselt und gebannt weiterlesen lässt. Am Ende angekommen, legt man das Buch dann mit einem guten Gefühl zur Seite.
Kurz gefasst hat Kyra Groh mit „Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion“ einen authentischen und sehr fesselnden Jugendroman geschrieben. Sie erzählt von zwei Jugendlichen, die in sehr unterschiedlichen Verhältnissen aufgewachsen sind, die aber beide ihr Päckchen zu tragen haben und genau dadurch zueinanderfinden. Eine fesselnde, mitreißende Geschichte, ohne reißerisch zu sein.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:03/2020
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Umfang:464 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:15 Jahre
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ISBN 13:9783038800385
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Preis (D):18,00 €