Uhuwe liest vor

Antolin Quiz
von Christelle Saquet, Tatjana Mai-Wyss (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 30. Januar 2025

Uhuwe liest vor

Die Lust am Selberlesen zu wecken, ist nicht immer einfach. Denn natürlich ist es toll, wenn man Vorgelesen bekommt, wenn man dem Klang einer geübten Stimme hört und sich währenddessen Bilder im Kopf formen. Wie kann man also das Interesse am Selberlesen wecken? Manchmal nur mit einem kleinen Trick…

Geschichten unter der großen Eiche

Im Wald gibt es ein schönes Abendritual. Sobald die Sonne untergegangen ist, finden sich alle Tiere unter der großen Eiche ein. Hier hat der Uhu Uhuwe sein Zuhause. Abend für Abend liest er den Waldtieren vor. Zuerst sind ihre Briefe dran, die sie am Morgen bekommen haben, danach holt er aus seiner Baumbibliothek eine spannende, lustige, kurze oder lange Geschichte und liest sie vor. Gespannt sitzen alle Tiere da und lauschen Uhuwe. Eines Tages hat der einen besonderen Vorschlag. Wie wäre es, wenn er den Tieren Lesen beibringen würde? Die Tiere sind skeptisch. Warum sollten sie selber lesen, wenn es doch so viel schöner ist, Uhuwes schöner Stimme zu lauschen? Doch am nächsten Abend passiert es. Gerade als Uhuwe zu lesen beginnen will, versagt seine Stimme. Außer einem heiseren Krächzen bekommt er keinen Laut mehr hervor. Vorerst gibt es keine Gute-Nacht-Geschichten mehr, was die Tiere traurig macht. Und so fassen sie einen Entschluss…

Uhuwe liest vor

Ein schlauer Uhu

Christelle Saquet erzählt eine sanfte Geschichte über die Liebe zu Geschichten, die Freude am Vorlesen und die Notwendigkeit des Selberlesens. Um dies stimmungsvoll zu ihrer jungen Leserschaft zu bringen, schuf sie ein idyllisches Waldsetting. Unter dem ausladenden Blätterdach einer großen Eiche finden sich alle ein - sowohl die Waldbewohner aus der Geschichte, als auch die junge Leserschaft. Tatjana Mai-Wyss hat diese Kulisse ganz wundervoll mit Wasserfarben umgesetzt und verzaubert schon mit dem ersten Bild. Diese stimmungsvollen Bilder setzen sich auf den folgenden Seiten fort, wo wir nicht nur die abendlichen Vorleseeinheiten sehen, sondern auch einen Abstecher in Uhuwes Kindheit machen. Doch der eigentliche Kern der Handlung dreht sich darum, dass der Uhu den anderen Tieren das Lesen beibringen möchte, was diese jedoch ablehnen. Sie sehen keine Notwendigkeit darin. Uhuwe hadert nicht lange, sondern begegnet den Tieren anders. Nicht mit Belehrungen, Ermahnungen oder Überredungsarbeit. Vielmehr greift er auf eine feine List zurück. Sie hat Erfolg und die Tiere bitten Uhuwe am Ende, ihnen doch das Lesen beizubringen.
Und seien wir ehrlich: Genauso ist es auch mit unseren Kindern. Nicht immer sind sie bereit, Aufwand zu investieren, um etwas zu lernen, das ihnen auf andere Weise leicht zugänglich ist. Dabei würde der Erwerb einer neuen Fertigkeit mehr Selbstständigkeit bringen. Das muss man ihnen auf sanfte Weise zeigen - ebenso, wie es Uhuwe in dieser Geschichte mit den Waldbewohnern tut.

Uhuwe liest vor

Vorgelesen zu bekommen, ist etwas Wundervolles. Doch auch selber lesen zu können, bietet viele Möglichkeiten. Beides kann nebeneinander existieren, es eröffnet uns neue Wege. Und so wollen Christelle Squet und Tatjana Mai-Wyss mit ihrem wunderschönen und stimmungsvollen Bilderbuch nicht nur die Liebe an Geschichten in uns wecken, sondern auch die Liebe zum Lesen - entweder alleine für sich oder gemeinsam für mehrere.

Details

  • Originaltitel:
    Les histories du soir de Litouho
  • Übersetzer*in:
    Anne Taube
  • Verlag:
  • Erschienen:
    01/2025
  • Umfang:
    40 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    3 Jahre
  • ISBN 13:
    9783959392372
  • Preis (D):
    18,00 €

Bewertung

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  • Anspruch:
  • Illustration:

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