Arena Bibliothek des Wissens

Islam

von Souad Mekhennet und Michael Hanfeld
Rezension von Janett Cernohuby | 26. Januar 2009

Islam

Das westliche Bild des Islam ist geprägt von Krieg, Selbstmordanschlägen und Unterdrückung der Frauen. Unsere Angst vor dieser gewaltbereiten Religion wächst und täglich beweisen uns die Nachrichten, warum. In den letzten Jahren ist die Panik immer größer geworden, doch anstatt aufeinander zuzugehen und den Dialog zu suchen, scheint die Kluft immer breiter zu werden. Dabei ist der Islam keineswegs eine brutale und kriegerische Religion, wozu sie heute oftmals missbraucht wird. Souad Mekhennet und Michael Hanfeld wollen mit diesen Vorurteilen aufräumen und veröffentlichten im Arena Verlag das Jugendsachbuch "Islam".

Um diese Religion zu verstehen, ist es wichtig, seine Geschichte zu kennen. Der Islam entstand zu Beginn des 7. Jahrhunderts in Arabien. Dort wurde 570 Mohammed in Mekka geboren. Schon bevor er Prophet war, galt er als ehrlich und vertrauensvoll. Er zog als Karawanenhändler durch die Wüste und heiratete später die Kaufmannswitwe Khadija. Im Jahr 610 erschien ihm der Engel Gabriel und offenbarte ihm Gottes Wort. Mohammed trug diese Botschaft an seine Mitmenschen weiter, doch stieß er nicht immer auf offene Ohren. Viele lehnten ihn ab und griffen ihn förmlich an. Daher verließ er 622 Mekka und zog mit seinen wenigen Anhängern nach Medina. Dort wurde er mit offenen Armen empfangen und die Anzahl der Anhänger des Islam wuchs stetig. Im Alter von 62 Jahren verstarb Mohammed. Nach ihm übernahmen die so genannten Kalifen die Führung und Leitung der islamischen Gemeinde. Der Islam breitete sich rasch aus und erlebte seine Blütezeit. Wissenschaft, Fortschritt und Bildung wurden gefördert und wuchsen. In vielen Gebieten waren die Muslime den Europäer um Jahrhunderte voraus. Doch mit dem Untergang des maurischen Reiches, begann auch der Islam in seiner Entwicklung stehen zu bleiben.
Neben dem geschichtlichen Rückblick darf natürlich auch nicht die islamische Lebensweise unberücksichtigt bleiben. So gehen die Autoren auf die Grundsätze des Islam ein, die fünf Säulen, und schildern neben den alltäglichen Lebensweisen Wertvorstellung und das islamische Recht, die Scharia. Breits hier lassen die Autoren erste Verbindungen und Darstellungen zu aktuellen Themen, wie etwa die Ehrenmorde, einfließen. Das daran anschließende Kapitel widmet sich dann dem Terror im Namen des Islams. Die Autoren zeigen anhand der historischen Entwicklung der islamischen Länder, wie radikale und terroristische Gruppen entstanden und worum sie kämpfen. Auch die Terroranschläge, die es seit dem 11. September immer wieder gegeben hat, finden hier Beachtung. Bei dieser Häufung der Gewalt fragt man sich, wohin der Islam noch gehen wird? Diese Zukunft wird allerdings nicht in der arabischen Welt entschieden, sondern in Europa, wo Muslime mehr Freiheiten besitzen, sowohl in der Ausübung der religiösen Bräuche als auch in ihrer persönlichen Entfaltung.

Mit diesem Jugendbuch versuchen die Autoren eine Religion jenseits des Radikalismus darzustellen. Gelingt es ihnen? Eine Frage, die man nicht eindeutig mit ja oder nein beantworten kann. Sicher, der Islam ist nicht gewaltverherrlichend und intolerant. Gerade der Blick auf die Geschichte dieser Religion zeigt, dass den ersten Jahrhunderten seiner Existenz ein friedliches Zusammenleben und Akzeptieren der unterschiedlichen Glaubensrichtungen möglich war. Wann ging diese verloren und warum? Diese Frage bleibt auch nach dem Lesen des Buches bestehen und wird wohl nie richtig beantwortet werden können. Trotzdem ist dieses Werk ein wichtiger Beitrag, um eine Religion dem Westen näher zu bringen, die mittlerweile völlig falsch interpretiert, gelebt und somit auch von Außenstehenden verstanden wird.
Beim ersten Griff zum Buch fällt der Blick des potentiellen Lesers auf die Autorennamen. So ist neben Michael Hanfeld auch ein arabisch klingender Name zu lesen; Souad Mekhennet. Dies weckt in dem Interessenten ein gemischtes Gefühl. Einerseits ist man erfreut darüber, dass hier eine Muslima über ihre eigene Religion schreibt - man wird also nicht mit seit Jahrzehnten überlieferten Halbwahrheiten und Falschinterpretationen überschüttet. Gleichzeitig regen sich auch Zweifel, ob sie das Thema denn differenziert genug betrachten kann. Hier lautet die Antwort: Ja, das kann sie. Sehr umfassend schildert sie die Geschichte der Entwicklung des Islam. So gibt sie nicht nur die ohnehin schon bekannten oberflächlichen Fakten weiter, sondern erwähnt auch detaillierte Ereignisse. Dabei fällt sie zu keinem Zeitpunkt in lobpreisende Reden und beweist, dass sie durchaus in der Lage ist, das Thema nüchtern zu betrachten. Ein Punkt, der sehr positiv auffällt! Aber auch bei der Erwähnung aktueller Themen bleibt sie neutral und nimmt weder einen Standpunkt für oder gegen die Religion ein. Somit ist dieses Buch zu einem wichtigen Beitrag zur Kommunikation der Religionen und Kulturen geworden.
Das Werk ist zwar vorrangig für Jugendliche Leser verfasst, aber durchaus auch Erwachsene sollten hier einen Blick hineinwerfen. Es beinhaltet viele Informationen, die aber für ihre Zielgruppe gerecht zusammengetragen und aufbereitet wurden. Leicht verständlich werden die Dinge erläutert und dargestellt. Man fühlt sich während des Lesens nicht mit Informationen überlastet, sondern arbeitet sich mit Neugier und Wissensdurst durch das Werk hindurch. So ist es auch für den Ethik- oder Religionsunterricht durchaus eine Bereicherung.

"Islam" aus der Feder von Souad Mekhennet und Michael Hanfeld ist ein hervorragend gelungenes Sachbuch über eine alte, aber falsch interpretierte und verstandene Religion. Aufgrund seiner neutralen Betrachtungsweise ist dieses Werk nicht nur für nicht-muslimische Jugendliche geeignet, sondern auch für muslimische. Beide Gruppen erfahren hier über die Geschichte des Islams und seine aktuelle Entwicklung. Das Werk ist ein wichtiger Beitrag zur Kommunikation zwischen den Religionen und Kulturen.

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