Ich hab da was für dich


Wortgeschenke und Gedankenstupser
von Lena Raubaum, Katja Seifert (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 24. Oktober 2024

Ich hab da was für dich

Vor einer Tyrolia Buchhandlung am Wiener Stephansplatz steht ein kleiner Baum. Derzeit hängt er voller Früchte. Früchte, die Lena Raubaums Feder und Katja Seiferts Bleistiften entsprungen sind. Es sind kleine Wortgeschenke, die von Vorbeikommenden gepflückt und mitgenommen werden können. Denn das Künstlerinnenduo hat da etwas für uns: einen neuen Lyrikband mit vielen kleinen und großen Gedichten.

Gedichte für alle Lebenslagen

Eigentlich sind ja alle Gedichte groß, sogar die kleinen Zweizeiler und Zehnwortgedichte. Denn Lena Raubaum nimmt uns einmal mehr mit auf einen lyrischen Spaziergang durch Alltagssituationen, Erinnerungen, Träumereien und Gedankenspiele. Sie öffnet Türen, an die Zukunft, Fantasie und Zuversicht klopfen. Sie erzählt von Papier, das zu ganz verschiedenen Dingen wird, von planlosen Komodowaranen, den Erinnerungen an einzigartige Momente, die kleine Schätze ergeben. Sie feiert den Regen, brüllt zurück und ist achtsam, auch bei den kleinsten Dingen. Sie hat Geburtstagsgrüße und Abschiedsworte und verpackt alles in zauberhaften kleineren und größeren Wortgeschenken. Schon zum zweiten Mal präsentiert sie uns diese und verzaubert damit. Ihre Gedichte laden zum Träumen ein. Sie sind eine liebevolle Umarmung und so wohltuend wie ein Tasse heißer Kakao oder Tee.

Ich hab da was für dich

Nach der Umarmung ein Geschenk

Obwohl es ein zweiter Lyrikband ist, obwohl er der Nachfolger von „Mit Worten will ich dich umarmen“ ist, ist er dennoch keine kleine Schwester, kein kleiner Bruder. Lena Raubaum sieht das Buch eher als kleinen Cousin, wie sie selbst bei der Buchpräsentation sagte. Wer es aufschlägt, wird innehalten. Wird den Stress des Alltags ganz schnell vergessen und sich in den sprachspielerischen Zeilen verlieren, die mit feinem Witz leichtfüßig daherkommen und in denen doch mitunter tiefe Bedeutungen stecken. So laden sie uns dazu ein, den Blickwinkel zu verändern, mal einen Kopfstand zu machen und – ganz wichtig – nicht die Hoffnung aufzugeben.
Begleitet werden diese feinen Gedichte von ebenso feinen Illustrationen. Katja Seifert interpretierte Türen, Symbolik und Gefühle mit Bleistift und Gouache. Zwei Charaktere führen leichtfüßig durch dieses Buch. Genau wie ihre lyrischen Begleitworte wirken sie einfach, wenngleich nichts vereinfacht wird. Und genau das ist das Schöne an diesem Buch. Es ist abwechslungsreich und bunt wie ein Mixed Tape. Es lässt innhalten, zu sich finden und schwingt in uns nach, bis sich ein kleines Lächeln auf unsere Lippen schleicht, bevor die Augen zum nächsten Gedicht wandern.

Ich hab da was für dich

„Ich hab da was für dich.“
Ein kleiner Satz mit großer Wirkung. Er bringt die Augen zum Leuchten und das Herz zum Überlaufen. Was das wohl ist, was da Lena Raubaum und Katja Seifert in das große, gelbe Paket geschnürt, das uns vom Einband ihres zweiten Lyrikbands entgegenleuchtet? Nur wer selbst damit beginnt, seine Nase hineinzustecken, wird die Antwort darauf erhalten. Nur zu, es lohnt sich!

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: