Jubiläum 15 Jahre "Die kleine Motzkuh"

Beitrag von Janett Cernohuby | 30. September 2015

15 Jahre "Die kleine Motzkuh"

In der Entwicklung eines Kindes gibt es immer wieder Entwicklungsabschnitte, die von den Eltern viel abverlangen. Doch wohl kaum eine andere ist so anstrengend wie die berühmte Trotzphase. Mit zwei Jahren kommen Kleinkinder in diese Phase, die sich ungefähr bis zum vierten Lebensjahr zieht. Eltern benötigen dafür starke Nerven und viel Kraft.

Die kleine MotzkuhWas ist eigentlich die Trotzphase?
Die Trotzphase ist ein bedeutender Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung. Kinder beginnen sich ihrer selbst bewusst zu werden. Sie erkennen ihr "Ich" und beginnen eigene Wünsche zu äußern. Doch ihnen fehlt noch das Verständnis dafür, dass auch sein Gegenüber eigene Wünsche und Vorstellungen hat. Und schon ist der Konflikt vorprogrammiert.
Wut und Ärger entstehen aber auch noch durch andere Faktoren. Eine Vielzahl von Gefühlen brechen über Kleinkinder herein, die diese noch gar nicht begreifen können. Unsicherheit und Angst entstehen und entladen sich in Wutattacken. Aber auch wenn es beim Spielen nicht klappt wie es soll, weil zum wiederholten Male der Turm umfällt oder sich das richtige Puzzleteil einfach nicht finden lässt, ist schnell dicke Luft angesagt.
Hier müssen wir Eltern unsere Kleinen abholen, ihnen Halt geben und helfen, diese Gefühle zu ordnen. Das ist nicht immer einfach. Denn oft haben sich Kleinkinder so in Rage gebrüllt, dass sie selbst gar nicht mehr wissen, was eigentlich der Auslöser ihres Wutanfalls war.

Die Trotzphase verlangt uns Eltern also sehr viel ab, nicht zuletzt Ruhe, Gelassenheit und diplomatisches Geschick. Aber wir sind nicht alleine. Viele Autoren haben sich diesem Thema angenommen und tolle Bücher herausgebracht. Bilderbücher, die Kinder begleiten und zeigen, dass es anderen ähnlich geht.

Eines dieser Kinderbücher ist "Die kleine Motzkuh" von Annette Langen.

Seit mittlerweile 15 Jahren tobt die kleine, giftgrüne Motzkuh durch die Kinderzimmer - mit anhaltendem Erfolg. Das erprobte Buchkkonzept ist aus vielen Kindergruppen und Familien nicht mehr wegzudenken. Denn in null Komma nix vertreibt die kleine Motzkuh die schlechte Laune. Ein Erfolg, den wir selbst auch bei unseren Kindern beobachten konnten.

Doch, wer ist die kleine Motzkuh eigentlich? Nun, die kleine Motzkuh wurde ganz zufällig entdeckt. Im Bilderbuch dank der neuen Lesebrille von Josefines und Justus' Oma. Im wirklichen Leben von Annette Langen selbst, wie uns die Autorin verriet: "Ich habe vor Jahren die kleine Motzkuh entdeckt, als meine Tochter mitten in der Trotzphase steckte. Einmal sagte ich zu ihr: „Ach, du kleine Motzkuh...“ und plötzlich war sie da - die Idee von einer klitzekleinen giftgrünen Kuh, die immer da landet, wo das Gemotze losgeht!"

Die Motzkuh und ihre FreundeWas so einfach klingt, war in Wahrheit weit komplizierter. Annette Langen hatte die Motzkuh zwar in ihrer Familie entdeckt, aber sie mit kindgerechten Worten ihren kleinen Lesern vorzustellen, war gar nicht so einfach: "In der Geschichte der kleinen Motzkuh muss so einiges an Informationen untergebracht werden: Wer ist die Motzkuh, was macht sie und wer gehört alles zu der Familie? Wie kommt es, dass die Motzkuh entdeckt und schließlich verjagt wird? All das muss im Text ganz klar und kurz gehalten sein, damit es für Kleinkinder verständlich ist. Maximal zwei Zeilen je Szene. Doch es ist sehr viel leichter, viel zu schreiben! Je kürzer es wird, desto schwieriger ist es. Das war eine echte Herausforderung und deshalb bislang mein schwierigstes Buch."

Annette Langen meisterte die schwere Aufgabe und veröffentlichte im Herbst 2000 ihr Bilderbuch, dem seither eine kleine grüne Stoffmotzkuh zum Spielen beiliegt. Mit Erfolg, wie über 200.000 verkaufte Exemplare beweisen. Das Konzept funktioniert, und nicht wegen der Spielfigur: " Mir war wichtig, dass das Kind in der Trotzphase sein Gesicht nicht verliert. Es selbst ist nicht ‚böse’, nein, es ist die Motzkuh, die es dazu bringt, sich daneben zu benehmen. Das Kind hat so die tiefe Sicherheit, dass es geliebt wird. Das ist eine große Entlastung, glaube ich.
Jahre später, nachdem ich die Motzkuh geschrieben hatte, sagte mir eine Psychologin, dass das, was ich mit der Motzkuh zeige, ‚Externalisierung’ genannt wird. Man nimmt quasi das eigene Problem und betrachtet es von außen. Interessant, oder? Als ich die Motzkuh schrieb, habe ich davon nichts gewusst. Sondern ganz aus dem Gefühl heraus geschrieben."

Ihr Gefühl hat sie nicht getäuscht. Kinder lassen sich auf die Motzkuh ein - und noch mehr, sie lassen sich durch sie von der eigenen Wut ablenken: "Für die Kinder ist die Motzkuh auch ein Alter Ego. Ihre nervige Seite, die bildlich aus dem Haus geschmissen werden kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass inmitten eines heftigen Trotzanfalls diese kleine Ablenkung die Situation entschärft. Probieren Sie es aus! Je leiser von Ihnen geflüstert wird: „Pst, hörst du das? Die Motzkuh ist da!“, umso besser dürfte Ihr Kind hinhören. Und wenn wir Eltern es schaffen, die Situation mit Humor anzugehen, ist dies auch eine große Hilfe für beide Seiten. Des Weiteren ist der Text in ‚Die kleine Motzkuh’ so angelegt, dass die Kinder aktiv mit einbezogen werden. Sie steigen somit in die Geschichte, das Geschehen, ein."

Also, durchhalten, liebe Eltern. Die Trotzphase ist anstrengend, bringt uns oft an den Rand des Nervenzusammenbruchs, aber sie geht vorbei. Unsere Kinder werden aus ihr als selbstbewusste, eigenständige Persönlichkeiten hervortreten. Sie können später soziale Beziehungen gestalten und in Schule und Arbeitswelt bestehen. Und noch etwas verrät uns Annette Langen, das Trost und Kraft für die Trotzphase schenkt: "(Lacht) Vor allem kann ich sagen, dass die kleine Motzkuh echt familienerprobt ist! Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: ich las mal, dass Kinder, die die Trotzphase heftig auslebten, dies später in der Pubertät nicht mehr nachholen müssten. In unserem Fall war es tatsächlich so und ich empfand sogar die Pubertät als unsere schönste Zeit miteinander. Vielleicht arbeiten Sie jetzt also schon für die Zukunft vor!"

Zur Rezension "Die kleine Motzkuh"

Hier gibt es mehr von der kleinen Motzkuh:
Das Motzkuhlied
Ein Türschild zum selber basteln

 

Jubiläum 15 Jahre "Die kleine Motzkuh"