Birdie und ich

Antolin Quiz
von J. M. M. Nuanez
Rezension von Janett Cernohuby | 19. August 2022

Birdie und ich

Vielfalt. Diversität. Toleranz. Es wird viel darüber gesprochen, es werden Missstände, aber auch Verbesserungen aufgezeigt. Doch wie sieht das Leben von diversen Menschen wirklich aus? Ist die vielgepriesene Toleranz angekommen, vor allem, wenn man in einem kleinen Ort lebt? J. M. M. Nuanez erzählt in ihrem Jugendbuch über ein Geschwisterpaar, das Vielfalt für sich lebt, aber nicht von allen akzeptiert wird.

Wo gehörten wir hin?

Fast ein Jahr ist es her, dass Jacks und Birdies Mutter bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Seitdem lebten die Geschwister bei ihrem Onkel Carl, doch nun müssen sie dort weg. Nicht etwa, weil Carl die Kinder nicht bei sich haben möchte, sondern weil das Jugendamt ihn nicht als geeigneten Erziehungsberechtigten empfindet. Weit weg müssen Jack und Birdie zum Glück nicht, denn ihr Onkel Patrick lebt im gleichen Ort. Leider ist Patrick das genaue Gegenteil von Carl. Zwar ist er verantwortungsbewusst, doch redet er mit den Geschwistern nur das allernötigste und verlangt von ihnen, sich anzupassen. Das fällt vor allem Birdie schwer, der durch seine bunte Art auffällt. Nachdem es in der Schule immer wieder zu Problemen kommt, verlangt Patrick, dass sich Birdie normal benehmen soll. Doch was heißt normal? Für Jack ist Birdie völlig normal und sie versucht alles, um ihren kleinen Bruder zu schützen.

Wie viel Andersartigkeit sind wir bereit zu akzeptieren?

Auch wenn wir immer öfter über Toleranz sprechen, ist diese noch nicht völlig in unserer Gesellschaft angekommen. Vielmehr ist es so, dass man nach wie vor Rechenschaft darüber ablegen muss, wenn man nur ein bisschen aus der „Norm“ schlägt. Wenn ein Junge die lilafarbene Jacke oder den Rock der Schwester anziehen möchte. Dann muss sich dieser Junge nicht nur erklären, sondern auch Farbe bekennen. Ist er schwul? Wäre er gerne ein Mädchen?
Genauso geht es Birdie. Mit seinem Kleidungsstil fällt er nicht nur auf, er eckt in dem kleinen Ort vor allem an. Die Leute drehen sich nach ihm um, sie tuscheln über ihn. Birdie nimmt dies sehr wohl war, auch wenn er selbst sehr introvertiert ist. Seine Schwester Jack steht hinter ihm, unterstützt ihn und bestärkt ihn in dem was er tut. Auch für Onkel Carl, bei dem die Kinder bisher lebten und glücklich waren, konnte Birdie so sein, wie er wollte. Doch mit dem Umzug in die „geordneten“ Verhältnisse von Onkel Patrick muss sich Birdie anpassen. Er muss Fragen beantworten, über die er nie nachgedacht hat. Die ihm bisher nicht in den Sinn kamen. Mag er Jungs lieber als Mädchen? Oder fühlt er sich innerlich wie ein Mädchen? Das weiß er selbst nicht. Er weiß nur, dass er seine lila Jacke und bunten Kleider viel lieber mag, als die Klamotten, die sein Onkel Patrick für ihn gekauft hat. Für Jack reicht das völlig. Sie akzeptiert Birdie so wie er ist. Sie liebt ihn so wie er ist. Und auch wir Leser*innen nehmen den Jungen bedienungslos an. Denn das ist es doch letztendlich, was Toleranz ausmacht. Einen Menschen so nehmen, wie er ist. Ohne nach einem Warum zu fragen.

„Birdie und ich“ ist die emotionale Geschichte von zwei Geschwistern, die nach dem Tod ihrer Mutter ein neues Leben anfangen müssen und auf der Suche nach einem neuen Zuhause sind. Diese Suche dauert fast über ein Jahr, in dem sie auch für sich selbst und ihre Ansichten kämpfen müssen. J. M. M. Nuanez erzählt eine Geschichte über Zuhause, über Familie und vor allem über das bunte und diverse Leben.

Details

  • Autor*in:
  • Originaltitel:
    Birdie and me
  • Verlag:
  • Genre:
  • Erschienen:
    08/2022
  • Umfang:
    288 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    11 Jahre
  • ISBN 13:
    9783423640954
  • Preis (D):
    15,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
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