Leute haben große Probleme damit, Zeit zu verstehen. Zeit ist kompliziert. Man nimmt in der Regel an, dass sie ein stetiges Voranschreiten von Ursache und Wirkung darstellt. Andere sind der Meinung, dass sie von einer nichtlinearen und äußeren Perspektive betrachtet, ganz seltsam aussieht. Torben Kuhlmann betrachtet sie in seinem neuen Buch „Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ aus der Sicht der bereits erwähnten Maus.
It’s about time
Die Zeit schreitet linear voran. So scheint es zumindest aus unserer Perspektive – anregende Gespräche mit interessanten Personen einmal beiseitegelassen. Und wenn man zu einem Termin zu spät kommt, hat man ihn eben verpasst. Das muss die kleine Maus feststellen, die das größte Käsefest der Welt um einen Tag verpasst hat. Hat jemand an der Uhr gedreht? Oder kann man die Zeit zurückdrehen, wenn man die Uhren zurückstellt? Die Maus stellt fest: nein. Egal wie groß die Uhren sind und wie viele man verstellt. Nach einem Mauseuhrmacher, der der kleinen Maus vieles über die Natur der Zeit und ihrer Messung quer durch die Geschichte erzählt, geht es in ein Patentamt in Bern, wo achtzig Jahre zuvor einer der bemerkenswertesten Menschen der Welt gearbeitet hat: Albert Einstein. Und nach einer eingehenden Studie und einer Kollision mit dessen berühmtesten Werk macht sich die Maus auf, um sich ihn und sein Vermächtnis zu studieren und sich selbst zu Nutzen zu machen.
Zeitreisen leichtgemacht?
Es ist jetzt kein großer Vorgriff auf die Geschichte, dass die Maus eine Zeitreise macht, insbesondere, wenn man den Untertitel des Buchs betrachtet. Und es nicht einmal eine große Überraschung wen sie da trifft, wenn der Titel des Werks „Einstein“ lautet. Und wer die vorhergehenden Bücher der Reihe kennt, wird auch nicht verwundert sein, dass die kleine Maus in Wahrheit die Schlauere von beiden ist. Diejenige, die die großen wissenschaftlichen Erkenntnisse eines der größten Genies der Menschheitsgeschichte erst ermöglicht. Hier stellt sich die Frage, ob das gleiche Konzept, das bei Lindbergh, Armstrong und Edison bestens funktioniert hat, auch in diesem Fall ein Erfolgsgarant ist.
Unglaublich, aber ...
Optisch ist „Einstein“ ein Meisterwerk, genauso wie die anderen Bände der Reihe. Verspielt, detailverliebt, stimmungsvoll funktioniert das Buch perfekt. Aber natürlich ist da auch die Geschichte. Und die Physik. Natürlich ist da die Zeit, die in der Nähe großer Massen langsamer vergeht. Und Gravitationswellen. Einstein-Rosen-Brücken. Aber Zeitreisen? Der Zeitdilatation zum Trotz funktioniert das nicht, beugt sich aber natürlich der Logik der Geschichte. Und aller Qualität der Illustrationen zum Trotz vermag das nicht jeden Leser gleichermaßen zu verzaubern.
„Einstein – Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit“ ist der mittlerweile vierte Band über Mäuse, die historische Persönlichkeiten inspirieren. Aber auch die ganze unbestreitbar vorhandene optische Qualität des Werks kann der Gesamteindruck diesmal nicht vollends überzeugen. Zumindest nicht alle Leser. Kinder werden das Werk vielleicht unkritischer und begeisterter aufnehmen. Trotzdem bleibt hier durch die Kombination Einstein und Zeitreise ein kleiner Wermutstropfen zurück.
Details
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Erschienen:09/2020
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Umfang:128 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:7 Jahre
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ISBN 13:9783314105296
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Preis (D):22,00 €