Der letzte Werwolf

von Brigitte Endres
Rezension von Janett Cernohuby | 11. September 2011

Der letzte Werwolf

Die Gestalten der Nacht haben schon vor einiger Zeit Einzug in die Jugendliteratur gehalten - wenngleich auch nicht immer auf anspruchsvolle Weise. Auch die Kinder- und Jugendbuchautorin Brigitte Endres wagte sich an einige der dunklen Geschöpfe heran und veröffentlichte kürzlich den Jugendroman "Der letzte Werwolf".

Einst lebte in Russland ein grausamer Graf, der seine Untertanen ausbeutete und selbst dann noch Steuergelder verlangte, wenn sie nicht einmal mehr genug zu Essen hatten. Eines Abends jedoch, als der Graf einen rauschenden Ball gab, tauchte eine Frau auf und verfluchte ihn. Er solle sich fortan bei Vollmond in einen Wolf verwandeln und alle seines Blutes töten.
Eine Geschichte, wie sie in vergangenen Zeiten gerne erzählt wurde - oder etwa doch nicht? Als die Geschwister Phil und Valentina auf ein altes Tagebuch der Gräfin von Treuenstein stoßen, werden sie plötzlich in Ereignisse hineingezogen, die es für sie bisher nur in Fantasygeschichten gab. In dem Tagebuch entdecken sie das Zeichen der Mondlilie, ein Symbol eines alten Frauenordens. Dieses führt sie zu dem Jungen Dorian, der nicht aus dieser Zeit zu stammen scheint. Denn Dorian ist auf der Flucht vor einem alten, grausamen Familienfluch. Einem Fluch, der ihn in jeder Vollmondnacht in einen Wolf verwandelt. Bisher lag der Schutz des Frauenordens auf dem Jungen, doch nun ist seine Zeit gekommen, sich seinem grausamen Ahn zu stellen...

Mit "Der letzte Werwolf" hält man einen Jugendroman in den Händen, der gespickt mit dunklen Geheimnissen, Tragik und einer ordentlichen Portion Spannung ist. Gekonnt lässt Brigitte Endres ihre Leser in die Geschichte eintauchen, in der diese sich schon bald verlieren werden. Zu Beginn, bevor die Handlung ihre Anfänge nimmt, präsentiert die Autorin den Lesern eine alte Ballade über den grausamen Grafen Wolko und seiner Verfluchung. Ein wahrer Vorgeschmack auf die noch kommenden Ereignisse. Denn diese Ballade legt sich wie ein dunkler Schleier über den Anfang der Handlung, der sich eher harmlos präsentiert. Man lernt die beiden Helden kennen, die Geschwister Phil und Valentina. Doch dieser Frieden währt nicht lange, denn schon bald werden sie in Ereignisse hineingezogen, die jenseits ihrer Vorstellungskraft liegen - oder ihres rationalen Verstandes. Plötzlich sehen sich die Geschwister in der Rolle der Auserwählten wieder, die einen Jungen vor einem alten Familienfluch bewahren sollen. Einer Rolle, in die sich die beiden nur schwer hineinfinden können. Jedoch nicht, weil es ihnen an Mut oder Hilfsbereitschaft fehlt, sondern weil sie eigentlich in einer Zeit leben, in der man an die alten Hexenmärchen nicht mehr glaubt. Dennoch helfen sie ihrem neuen Freund, stehen ihm treu zur Seite und kämpfen letztendlich nicht nur um sein Leben.
Sehr gut ist es der Autorin gelungen Dorian, den Jungen aus dem 18. Jahrhundert, in unsere Zeit einzugliedern. Bravourös schafft sie es, ihn über die Neuerungen der Zeit staunen zu lassen, ohne zu übertreiben. Auch für die beiden Teenager bleibt Platz, damit sie ihrer Ungläubigkeit über die Ereignisse Luft machen können. Doch alles in einem angenehmen, beiläufigen Rahmen, der sich hervorragend in die Ereignisse eingliedert. Ebenso hervorragend ist ihr Dorians Glaubwürdigkeit gelungen. Denn seine Ausdrucksweise ist und bleibt während des gesamten Buches etwas - nennen wir es verstaubt, aber dennoch passend. Nicht immer gelingt es Autoren, ihre Personen so überzeugend darzustellen. Dorians Ausdrucksweise wirkt authentisch, echt und unpassend passend für die Zeit, in der er sich wiederfindet.

Kurz gefasst ist "Der letzte Werwolf" ein fantastischer Jugendroman aus dem Bereich Phantastik. Brigitte Endres präsentiert ein Buch voller Spannung, Tragik und einer kleinen Portion Gänsehaut. Man ist gefesselt, will das Buch erst wieder weglegen, wenn man den Ausgang der Ereignisse kennt. Das Thema Werwölfe wurde mit diesem Buch nicht nur sehr gut aufgegriffen und umgesetzt, sondern vor allem für jugendliche Leser gerecht aufgearbeitet. Ein Geheimtipp, der hoffentlich nicht geheim bleibt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2011
  • Umfang:
    257 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    10 Jahre
  • ISBN 13:
    9783451710698
  • Preis (D):
    12,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Gefühl:
    Keine Bewertung

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