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Alleine zu sein ist schwer. Wenn man zudem noch etwas schüchtern und unsicher ist, kann es sehr schnell passieren, dass andere einen übersehen. Da kann es dann manchmal schon reichen, jemanden zu finden, der einen ermutigt, der einem zeigt, was in einem steckt. Davon erzählt auch Brigitte Endres Bilderbuch "Hallo, ich bin auch noch da!".

Tagein, tagaus kommen Leute in den Zooladen am Marktplatz. Sie schauen sich die Tiere an, entscheiden sich manchmal für eines und nehmen dieses mit nach Hause. Und jeden Tag setzt sich das kleine Chamäleon auf seinen Ast und rollt sein Schwänzchen besonders schön ein - doch gesehen wird es nicht. Bald schon ist es sehr traurig darüber und beschließt eines Tages, die Zoohandlung still und leise zu verlassen. Doch in der großen Stadt warten viele Gefahren und Abenteuer auf das kleine Tier. Denn auch wenn es übersehen wird, ist es gar nicht so ungefährlich, zwischen den Menschenfüßen hindurchzulaufen. In einem Park sieht das Chamäleon ein kleines, blasses Mädchen, das scheinbar genauso übersehen wird wie es selbst. Es folgt dem Mädchen in eine Bäckerei und da passiert es. Das Mädchen wird auf das kleine Tier aufmerksam und setzt es behutsam in seinen Korb. Diese Geste ist der Beginn einer großartigen Freundschaft. Eine Freundschaft, aus der beide so viel Selbstbewusstsein tanken, sodass sie von nun an nicht mehr von anderen übersehen werden.

"Hallo, ich bin auch noch da!" ist ein rührendes und berührendes Bilderbuch für Kinder ab vier Jahren. Mit bezaubernder Sprache erzählt Brigitte Endres Kindern die Geschichte von einem Chamäleon und einem kleinen Mädchen, die beide über ein großes Abenteuer zueinander finden. Dabei begegnet die Autorin ihrem Publikum auf Augenhöhe. Sie erzählt nicht aus der Position einer Erwachsenen, die über mehr Erfahrungen und Wissen verfügt, sondern aus der Sicht von Kindern und wie sie die Dinge wahrnehmen. So manche Formulierung spiegelt kindliche Naivität und kindliche Selbstverständlichkeit wider. Damit fängt sie die Aufmerksamkeit ihres jungen Publikums ein und hält sie bis zum Ende des Buches gefangen. Gleiches geschieht aber nicht nur beim erstmaligen Vorlesen, sondern auch wenn Kinder die Geschichte ein, zwei - viele weitere Male gehört haben. Nach jedem Vorlesen versicherte unser vierjähriger Testleser (bzw. Testzuhörer), dass es "eine schöne Geschichte" sei, die ihm gefällt.
Geschickt wurden dabei auch zwei interessante Handlungsfiguren ausgewählt. Im Mittelpunkt des ersten Teils steht ein Chamäleon, ein exotisches, ungewöhnliches Tier, das jedoch trotzdem keiner haben möchte. Es wird übersehen, egal wie oft es "Hallo, ich bin auch noch da!" ruft. In der zweiten Hälfte der Geschichte kommt dann ein eigentlich gewöhnliches Mädchen hinzu. Doch ihm fehlt das nötige Selbstbewusstsein, um von den Mitmenschen und anderen Kindern bemerkt zu werden. Die zwei, scheinbar unsichtbaren Persönlichkeiten mögen sich sofort und vermitteln dem anderen den Mut, den derjenige braucht, um sich stark zu fühlen und gesehen zu werden.
Doch nicht nur die Geschichte überzeugt, auch die Bilder sind stimmungsvoll und detailliert gezeichnet. Vor allem die Farbgebung ist äußerst gelungen. Die Bilder und Szenen erscheinen in einem Orange der untergehenden Sonne. Erst zum Ende, als das Mädchen und das Chamäleon sich treffen, werden die Farben etwas heller, bis sie ganz am Ende den hellgelben Ton eines Sonnenaufgangs annehmen. Ein raffiniertes künstlerisches Mittel, um auch mit den Bildern die Veränderungen der beiden Wesen zu zeigen, wie sie die Zeit der Schüchternheit hinter sich lassen, um mit mehr Selbstvertrauen in eine neue Zeit zu starten.

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