Vertragt euch

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Zwei kleine Bären schlichten einen großen Streit
von Katja Reider, Almud Kunert (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 24. Januar 2024

Vertragt euch

Jeder Streit hat irgendwo einen Anfang genommen. Diesen zu finden ist nicht immer leicht, vor allem, wenn er auf vorschnelle Schuldzuweisungen zurückgeht. Gerüchte wachsen an, Vorurteile werden ausgeschmückt und eine Beilegung des Konflikts scheint unmöglich. Eine solche Geschichte erzählt Katja Reider in ihrem Wende-Bilderbuch „Vertragt euch“.

Zwei Bärenkinder vermitteln

Friedlich fließt der Fluss mitten durch die Berglandschaft. Links und rechts von ihm leben Bären. Sie fischen im Fluss und genießen das Leben. Doch eines Tages ändert sich das. Plötzlich gibt es kaum noch Fische und die wenigen reichen kaum noch für alle. Anklagend zeigt die eine Gruppe Bären auf die andere. Die vom Ufer gegenüber haben den Fluss leergefischt. Sie sind dran schuld, dass es kaum noch Fische gibt. Die falschen Anschuldigungen werden immer lauter, immer kurioser. Doch auch am Gegenufer hat man einen Schuldigen gefunden. Natürlich sind das die Bären von der anderen Seite, die ihren Abfall in den Fluss werfen. Ein Sturm treibt die Jungbären Juli und Jaro über den Fluss auf die jeweils andere Seite. Dort stellen die Bärenkinder mit Erstaunen fest, dass an den Anschuldigungen gar nichts dran ist und es höchste Zeit für Versöhnung wird.

Vertragt euch. Zwei kleine Bären schlichten einen großen Streit

Wie Vorurteile zu Zwietracht führen

Katja Reider greift in ihrem Wendebuch wieder ein wichtiges Thema auf. In Reimform erzählt sie von falschen Anschuldigungen und Vorurteilen, die zu einem großen Streit führen. Um das Thema für Kinder zugänglicher zu machen, lässt sie diese Ereignisse aber nicht in einer Alltagssituation in Familie oder im Kindergarten passieren, sondern platziert die Ereignisse in den Wald und in eine Gruppe von Tieren. Bären, um genau zu sein. Diese führen den Streit aber nicht direkt miteinander, sondern über die Ferne. Keine der beiden Seiten spricht miteinander, doch sie reden alle übereinander. Und zwar in Form von Vorurteilen, Gerüchten und falschen Beschuldigungen. Die Anschuldigungen werden immer wilder und abstruser. Durch das Stilmittel des Wendebuchs gibt die Autorin ihrem jungen Publikum die Möglichkeit, beide Seiten des Streits gleichermaßen kennenzulernen. Von der einen Seite bekommen Kinder die Ereignisse aus der Sicht von Jaros Gruppe erzählt, das Buch einmal gedreht, ist es Julis Gemeinschaft, die ihre Sicht der Dinge darlegt. Beide Gruppen treffen sich in der Mitte, szenisch herbeigeführt durch einen Sturm. So kommen die Bärenkinder gezwungenermaßen mit den anderen zusammen und erkennen, welche Lügen im Umlauf sind. Der Weg für eine Versöhnung steht offen und beide Seiten wissen ihn zu gehen.
Neben der Erzählform in Reimen gefallen auch Almud Kunerts Illustrationen. Sie bringt nicht nur mit der richtigen Farbgebung Stimmung in die Handlung, sondern auch durch Gesichterzeichnung. Vor allem aus ihr lässt sich die Wut und der Zorn auf die jeweils anderen sehr gut ablesen. Die Bären sind in ihrem Tun und Handeln teilweise recht vermenschlicht, so dass es nicht schwerfällt, die Handlung auf unser Zusammenleben umzulegen. Das Buch bietet viele Grundlagen für Gespräche - zu zweit, zu dritt oder in Gruppen.

Vertragt euch. Zwei kleine Bären schlichten einen großen Streit

Wie einfach ist es doch, jemanden zu beschuldigen und vorschnell zu verurteilen. Und wie viel schwieriger ist dann die Versöhnung. Genau davon erzählt Katja Reider in ihrem Wende-Bilderbuch „Vertragt euch“, das Almud Kunerts tollen Illustrationen getragen wird. Die Geschichte eignet sich nicht nur wunderbar zum Vorlesen, sondern auch zum darüber sprechen und, falls es denn nötig ist, Streit zu schlichten.

Details

Bewertung

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